Die Lavendelblüten der Provence: Ein Reisebericht

Schon immer wollte ich zur Lavendelblüte in die Provence fahren! Nun habe ich ein Reiseunternehmen gefunden, welches perfekt zu meinem Vorhaben passt. Der folgende Reisebericht beschreibt meine tolle Reise zu den Lavendblütenfeldern in Frankreich.
Abfahrt um 5.00 Uhr am Busbahnhof Deggendorf mit einem kleinen Zubringerbus über Straubing nach Regensburg. Die Sonne lässt schon bald grüßen und auch Mücken waren schon unterwegs. Es sind 780 km bis nach Lyon. Kochertalbrücke 185 m hoch, 1128 m lang und damit die höchste Brücke in Deutschland (Nähe Schwäbisch Hall) und die zweithöchste in Europa.
Um 9.30 Uhr in der Nähe von Heilbronn mit vielen Weinbergen und Tabakanbau! Mittlerweile 29 Grad. Am Museum in Sinsheim vorbei in der die „Concord“ steht, durchs Weinland „Kraichgau“ und zur nächsten Pause um 10.10 Uhr. Um 12 Uhr am Freizeitpark „Rust“ vorbei, durch das Weinanbaugebiet „Kaiserstuhl“ nach Freiburg im Breisgau. Jetzt die konstante Tagestemperatur von 39 Grad!! Ankunft in Lyon um 18 Uhr, d.h. 13 Stunden unterwegs!

Übernachtung im „Best-Western-Hotel“: gutes Abendessen um 19 Uhr mit Gemüsesuppe, Putenkeule mit Kartoffelgratin, Meringue…um 21 Uhr schon im Bett!
Auf nach Nyons
Gut geschlafen. Um 7 Uhr super Frühstück und um 8 Uhr Abfahrt nach ORANGE bei 25 Grad und etwas diesig. Links und rechts der Autobahn viele Bäume als Windschutz für die Felder. Wir überholen immer wieder Kühllaster aus Spanien, die auch sonntags fahren dürfen, weil sie schnellverderbliches Obst, z.B. Erdbeeren transportieren.
Neben der Autobahn viele Aprikosenbäume mit Früchten. In den Feldern Windräder, die eingeschaltet werden wenn kalter Wind weht, damit die Früchte nicht drunter leiden.

Vorbei an einem Atomkraftwerk mit vier Türmen, wovon jeder einzelne größer ist wie der Turm von Temelin! Frankreich ist das zweitgrößte Atomland der Welt. Das ist hier deutlich zu merken. Nebenan ist von weitem das erste Lavendelfeld zu sehen. Die Autobahnmaut nach Lyon kostet für 150 km 37,- Euro!
Deswegen bei MONTELIMAR von der Autobahn runter und über Landstraßen weiter. Wir sehen schon einige abgeerntete Lavendelfelder und kriegen natürlich lange Gesichter (Gott sei Dank kommen später noch richtige Lavendelfelder!)
Durch GRIGNANT den Hauptort für schwarze Trüffel, Oliven, Sonnenblumen… Ein Friedhof mit ziemlich vernachlässigten Gräbern, aber auf jedem Grab stehen Keramikgestecke mit einem lieben Gruß der Hinterbliebenen.

Die Straße wird jetzt kurviger und links und rechts sind kleine Hügel. Ankunft in Nyons um 13 Uhr bei unseren konstanten 38 Grad. Der Bus hat zu tun, damit er halbwegs die Kühlung schafft. Ein kleiner, netter Markt, der gerade am schließen ist.
Wir werden jedoch trotzdem noch fündig und erstehen 6 hübsche Tisch-Sets im Provence-Stoff um 10,- Euro und einen ganz großen Lavendelstrauß um 2.50 Euro, der sich leider nicht gut trocknen ließ, sondern die Blüten zur „Freude des Busfahrers“ im Kofferraum verstreute.

Um 14 Uhr Weiterfahrt zur Weinprobe nach CHATEAU NEUF DE PAPE zur „Domaines Mousset“. Um 16.30 Uhr weiter nach ORANGE ins Hotel „Kyriad“: sehr nah am Zentrum, geräumiges Zimmer, wir könnten noch zwei Leute unterbringen und vor allem gut klimatisiert. Um 19.15 Uhr gutes Abendessen mit Quiche als Vorspeise, Ratatouille, Schokokuchen.


Anschließend sehr schöner Stadtbummel mit erfolgreichen Einkäufen. Super Atmosphäre, nachdem im Alten Theater (ähnlich wie die Arena in Verona) „Carmen“ aufgeführt wird. Leider keine Karten mehr zu bekommen. Wir wären gern dabei gewesen.


Tour nach Avignon
Ab 7.30 Uhr Frühstück, danach mit Reiseleitung Stadtspaziergang bis 10 Uhr. Das „Alte Theater“ (Theatre Antique d`Orange) angesehen. Es hatte eine sehr wechselnde Geschichte. War auch mal mit dem Prinz von Orange unter niederländischer Herrschaft. Vom 2. – 5. Jhd. nach Christus waren die Römer hier. Sie zivilisierten die Gegend. 650 Jahre klappte es bis 500 Jahre nach Christus. Dann griffen die barbarischen Stämme Orange an. So alle 10 – 15 Jahre kam eine schlechte Zeit, auch vom Wetter.
Die Kirche übernahm die Macht. Damit fing die Zeit des Pilgerns an…für die Menschen entstand ziemlicher Druck. Man musste sozusagen pilgern, z.B. nach Compostela. Die Landwirtschaft wurde forciert und die Färberei. Das Lied „Bruder Jakob“ besingt diese Zeit. Beim 1. Glockenschlag musste die Stadt verlassen werden. Im 15. Jahrhundert wurde die Provence französisch. Ende des 18.Jahrhunderts war die französische Revolution. Die Kirche wurde verstaatlicht. Hier entstand die Dependance VAUCLUSE.
In diesem Landstrich viel Obst-, Wein-, Gemüseanbau. Jährlich 40.000 Zuwanderer und 35 Millionen Feriengäste! Wetter: kein tiefgründiger Bodenfrost, im Sommer bis 40 Grad. Im Herbst starke Regenfälle. Bei Mistral (der Meister) sinkt die Temperatur und bringt „transparente Luft“. Deswegen viele Maler hier (die Impressionisten, Van Gogh…).
3 Geißeln der PROVENCE: der Mistral, die Flüsse, die Politiker. (Hollande hat hier den Spitznamen „der kleine Mann“). Von 1942 – 1944 war die Provence von den Nazis besetzt.
Die Platanen, von denen es viele Alleen gibt, sind alle mit einem Pilz infiziert, der von Amerika eingeschleppt wurde. Sie werden irgendwann aussterben und werden systematisch durch Zürgeln ersetzt, eine sehr widerstandsfähige Ulmenart.
Um 10 Uhr Abfahrt nach AVIGNON: ST.REMY DE PROVENCE: ganze Wiesen für Blumensamen. Sehr viel Land gehört hier den Grimaldis von Monaco. Vincent van Gogh lebte zwei Jahre hier. Er ließ sich hier in die psychiatrische Anstalt aufnehmen. Er bezahlte alles mit Bildern, aber verkaufte nie ein Bild. Paul Gaugin lebte öfter bei ihm.

Es gibt viele Olivenhaine hier. Das Beste soll das „Le Baux de Banyful“ sein. Heute eine Stadt mit vielen Künstlern. Die Burg wurde geschleift. Viele Wohnungen im Fels (Stadtbummel bis 13.30 Uhr). Geburtsort von Nostradamus ist St. Remy: er sagte eine globale Katastrophe der Erde voraus.

„Olivettes“: erfrorener Olivenbaum, der in mehreren Stämmen wieder austreibt. Für 1 Liter Öl werden 5 kg schwarze, reife Oliven gebraucht, aber 7 Kg grüne, unreife Oliven. Sie werden mit dem Kern gepresst. Die Olive hat einen Feind, die Fliege „la much“, die die Oliven ansticht, die dann unbrauchbar werden. Wir Fahren an „Estonblau“, dem Anwesen der „Breitling-Uhren-Familie“ vorbei.
In Frankreich gibt es die 35 Stunden-Woche, der Mindestlohn ist 8 Euro.
Ankunft in AVIGNON um 15.30 Uhr: Besichtigung des Papstpalastes (lohnte sich nicht: eine einzige Baustelle, alles eingerüstet, 13,- Euro Eintritt). Stadtbummel bis 17 Uhr, dann Rückfahrt nach ORANGE (Ankunft 18 Uhr, Abendessen 19 Uhr).
Die Abtei Semanque
Abfahrt 8 Uhr ins Lavendelmuseum „Le chateau du bois“ in COUSTELLET: eine Stunde Fahrt und endlich ein richtig, großes, schönes Lavendelfeld mit Fotostop. Im Museum eine sehr gute Führung (trotz Verbot Fotos gemacht, sahen das Schild erst später!). Für 1 Liter Lavendelöl (vom echten Lavendel „lavandula augustifolia“) braucht man 40 kg Blüten, vom Lavandin braucht man nur 12 kg.
Der echte Lavendel verzweigt sich nicht, kann durch Samen vermehrt werden und wächst von 800 bis 1400 Meter. Der Lavandin-Lavendel wächst bis 800 Meter, verzweigt sich, ist damit höher und muss durch Stecklinge vermehrt werden.

10.10 Uhr Abfahrt in die Abtei nach SEMANQUE. Hier das schönste Lavendelfeld, das um und vor der Abtei angelegt und durch eine Mauer geschützt ist, denn hier sind Hunderte von Leuten, die alle die Lavendelblüte sehen wollen. Sehr viele Japaner mit Ihren „Handystangen“, mindestens 3 Paare die in den Lavendelfeldern heiraten…auch im Shop ziemlicher Rummel… Abfahrt 11.45 Uhr



Weiterfahrt über GORDES: malerisches Städtchen mit einem Markt auf dem Hochplateau.
Weiter nach GRENOBLE (Winterspiele 1968): Durchfahrt um 16.45 Uhr: sehen einige Berge mit winzigen Schneefeldern, 40 Grad! Kurze Pause und da noch schnell echt französische „Madelins“ und „Baiser“ gekauft. Ankunft in AIX LE BAINS um 18.15 Uhr bei 42 Grad! Übernachtung im Ibis-Hotel o h n e Klimaanlage!

Zurück nach Deggendorf
Abfahrt 8 Uhr nach einer fast schlaflosen Nacht bei 40 Grad Außentemperatur!
Fahrt bis Regensburg etwa 800 km. Richtung Genf, Lausanne, Bern, Zürich, St.Gallen, Bodensee, Pfändertunnel, München, Augsburg. Im Moment 29 Grad und etwas bewölkt. (Als „Entschädigung“ fürs unklimatisierte Zimmer bekommen wir vom Busunternehmer zwei gekühlte Getränke spendiert!).
9 Uhr Grenzübergang GENF in die SCHWEIZ. Der Genfer See ist 72 m lang, 310 m tief. 60 Prozent gehört der Schweiz und 40 Prozent Frankreich. Viele Obstplantagen und Sonnenblumenfelder. Viele Weinberge.
Wegen Autobahnstau von der Autobahn runtergefahren. Um 10 Uhr in LAUSANNE. Getreidefelder lösen die Weinfelder ab. Um 14.30 Uhr über den Rhein, Zollamt Lustenau nach Österreich. Um 15 Uhr nochmal Pause (Bodenseeäpfel gekauft 2 kg 3,49 Euro), dann Weiterfahrt nach Regensburg und wieder mit dem Zubringer nach Deggendorf. Ankunft 20 Uhr.

Fazit
Die Lavendelfelder waren die doch sehr lange Fahrt wert. Sie sind wirklich einmalig schön und malerisch. Es lohnt sich sie irgendwann wieder anzusehen, wenn dann vielleicht auch mit Zug oder Flugzeug, wobei dann allerdings auch mehr Eigenregie gefragt sein würde!
So war die Busreise mit netten Leuten auch ganz schön und es war wirklich ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Weitere tolle Reisberichte findet Ihr auch in unserem Ratgeberbereich auf basenio.de.
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