Grippeimpfung gefährlich | Senioren | ältere Menschen

Ist die Grippeimpfung gefährlich? Das sind die Risiken für Senioren & ältere Menschen

Grippeimpfung gefährlich | Senioren | ältere Menschen
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Ist die Grippeimpfung gefährlich? Fakten zur Grippe, möglichen Risiken für Senioren & ältere Menschen, Impfmythen & und dem idealen Zeitpunkt für die Impfung gegen Influenza.

| Steffen Gottschling

Die Grippewelle bewegt sich meist nach der Jahreswende für drei bis vier Monate durch Deutschland, das beobachtete das Robert-Koch-Institut (RKI) in den vergangenen Jahren. Das Institut überwacht und forscht zu Infektionskrankheiten in der Bundesrepublik.

Zu solchen Krankheiten gehört auch die jährliche Grippe-Epidemie. Die kann insbesondere für Senioren beziehungsweise ältere Menschen (ab 60. Lebensjahr) sehr gefährlich werden. Im schlimmsten Fall kann eine Infektion tödlich enden. Eine Grippeimpfung zum richtigen Zeitpunkt kann das Risiko senken, krank zu werden oder die Folgen einer Infektion mildern.

Was schützt gegen Grippe?

Als effektivstes Mittel gegen eine Grippeinfektion haben sich bislang Schutzimpfungen erwiesen. Dabei werden entweder Lebendimpfstoffe oder Totimpfstoffe verwendet. Bei den Lebendimpfstoffen werden abgeschwächte Viren injiziert, auf die der Körper dann selber Abwehrstoffe bildet. Bei älteren Menschen und Risikopatienten sind die verwendeten Impfstämme abgetötet (Totimpfstoffe), dadurch haben sie kein Risiko, durch die Impfung zu erkranken.

Doch auch die Schutzimpfung bietet keinen 100-prozentigen Schutz. Erfahrungswerte des RKI zeigen, dass in den letzten Jahren „40 bis 60 von 100 geimpften Personen gegen eine laborbestätigte Grippe geschützt“ waren.

Ursache ist auch hier das schwächere Immunsystem älterer Menschen, das nicht in jedem Fall einen ausreichenden Schutz trotz Impfung aufbaut. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass auch bei diesen Patienten die Schutzimpfung einen Effekt hat. Die Krankheitsverläufe sind sehr viel milder als bei Menschen ohne Impfung.

Speziell für Senioren werden seit einiger Zeit den Impfstoffen Wirkverstärker hinzugegeben. Ob diese sogenannten „adjuvantierten“ Influenzaimpfstoffe wirklich besser schützen, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Influenza-Impfstoffe werden jedoch immer ausgefeilter.

Mediziner empfehlen zusätzlich, was schon Oma und Opa wussten: Hände waschen. Die Hygiene kann das Infektionsrisiko zusätzlich zur Schutzimpfung senken. Vermieden werden sollte auch der Kontakt zu bereits Erkrankten. Sind die Enkelkinder krank, dann sollte man seinen Besuch bei den Kleinen verschieben.

Risikopatienten können sich mit einem Mundschutz gegen eine Infektion weitgehend absichern. Effektiven Schutz bieten Masken mit der Schutzklasse FFP 2. FFP steht für die englische Abkürzung "Filtering Face Piece".

Zahlen & Fakten zur Grippe

Die Grippe wird durch den Influenzavirus ausgelöst, daher trägt die Krankheit auch den Namen „Influenza“. Bei einer Infektion treten die Symptome wie Fieber, Muskel- und/oder Kopfschmerzen recht plötzlich auf. Verzögert kann auch ein trockener Reizhusten bei den Erkrankten auftreten. Bei einer Erkältung setzen die Symptome hingegen schleichend über mehrere Tage ein.

Allerdings zeigen sich die Grippesymptome nicht bei allen Erkrankten in gleicher Intensität. Nur ein Drittel aller Infizierten spürt alle Symptom recht stark. Ein weiteres Drittel spürt nur mildere Auswirkungen der Krankheit, die restlichen Infizierten haben gar keine Symptome. Insbesondere ältere Menschen bekommen nur in seltenen Fällen Fieber.

 

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Bei der Grippe sind plötzliche Kopfschmerzen oft ein Symptom. (Quelle: © digitalskillet- Fotolia)

 

Anstecken kann man sich über die sogenannte Tröpfcheninfektion. Hustet oder niest ein Erkrankter, verbreitet er über den Speichel oder das Nasensekret die viralen Tröpfchen. Die finden vor allem auf ausgetrockneten Schleimhäuten einen neuen Hort, auf dem sie sich ansiedeln und eine Grippe auslösen können.

Auch die Hände sind Quellen einer möglichen Infektion. Über Hautkontakt oder an kontaminierten Oberflächen heften sich virenhaltige Sekrete an die Hand, die bei Kontakt mit Nase oder Mund in die Atemwege gelangen. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit, ist bei der Grippe mit ein bis zwei Tagen recht kurz.

Jedes Jahr erkranken während der saisonalen Grippewelle zwischen zwei und zehn Millionen Menschen in Deutschland, das zeigen die Daten des RKI. Bei den Infektionen liegen die Zahlen noch höher. So heißt es auf der Internetseite des RKI: „Die Zahl der Infektionen während einer Grippewelle - nicht jeder Infizierte erkrankt - wird auf 5 bis 20 Prozent der Bevölkerung geschätzt, in Deutschland wären das 4 bis 16 Millionen Menschen.“

Übrigens, die Symptome bei Grippe und grippalem Infekt – also einer Erkältung – sind nahezu identisch. Doch im Gegensatz zur Grippe kann die Erkältung von mehreren Erregern ausgelöst werden. Bei einer Erkältung gilt der Grundsatz, drei Tage kommt sie, drei Tage bleibt sie und drei Tage geht sie. Bei einer Grippe liegt der Erkrankte in der Regel fünf bis sieben Tage flach. Allerdings kann sich der Zeitraum deutlich verlängern, wenn Komplikationen oder Risikofaktoren den Heilungsprozess erschweren.

Risikopatienten bei Grippe

Einer dieser Risikofaktoren ist das Alter. Das Immunsystem kann im Laufe eines Lebens zunehmend an Kraft verlieren, weswegen Senioren anfälliger gegen virale Krankheitserreger sind. Gefährlich werden kann die Grippe auch für Schwangere, chronische Kranke (Diabetiker, Asthmatiker) und Kleinkinder. Bei schweren Krankheitsverläufen kann es zu lebensgefährlichen Komplikationen kommen.

Oft verschlechtert sich bei schweren Verläufen der Zustand des Erkrankten drei bis zehn Tagen nach den ersten Symptomen. Das RKI weist daraufhin, dass die meisten influenzabedingten Todesfälle durch eine „bakterielle Lungenentzündung verursacht“ werden. Möglich ist aber auch eine virale Entzündung. Der Grund liegt auch hier in dem geschwächten Immunsystem, das nur unzureichende Abwehrkräfte entwickelt.

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Bei der Grippewelle 2018/2019 gab es 954 bestätigte Todesfälle. (Quelle: © animaflora - Fotolia)


In einer Pressemitteilung aus dem September 2017 meldet das RKI, dass bei der Grippewelle 2016/2017 vor allem ältere Menschen erkrankten. Über 26.000 Grippe-Patienten wurden während der Epidemie in Krankenhäusern in Deutschland behandelt.

Zahlen zu Todesfällen in Folge einer Influenza werden geschätzt. Grund dafür ist, dass „bei weitem nicht alle mit Influenza in Zusammenhang stehenden Todesfälle als solche erkannt oder gar labordiagnostisch bestätigt werden“, heißt es auf der Internetpräsenz des RKI.

 

Wo ist die Grippewelle gerade?

Die Arbeitsgemeinschaft Influenza zeigt auf einer wöchentlich aktualisierten Online-Karte, wo in den Deutschland Virenkrankheiten, die das menschliche Atmungssystem beeinträchtigen, aufgetreten sind. Hier geht es zur Karte.

Gibt es Risiken durch die Grippeimpfung?

Es gibt eine Vielzahl von Mythen, die sich um die Grippeimpfung ranken. Da es sich bei der echten Grippe um eine ernste Erkrankung handelt, ist es wichtig, die Fakten zu kennen, um die Mythen zu entlarven.

„Die Grippeimpfung macht mich erst recht krank!“ Ist das wirklich so? Oder warum kann das gar nicht sein? Im folgenden Video werden hartnäckige Mythen zur Grippeimpfung vorgestellt und auf ihren Wahrheitsgehalt hin untersucht. Es wird erklärt, wieso die echte Grippe (Influenza) kein grippaler Infekt ist, weshalb Antibiotika nicht gegen Grippe wirken und warum Grippe nicht nur für ältere Menschen gefährlich sein kann. Diese und weitere Fakten zur Grippe helfen zu erkennen, warum eine Grippeimpfung sinnvoll ist.

Youtube Video

Mit freundlicher Unterstützung von GSK

Auch von öffentlicher Seite gibt es Reaktionen gegen die Impfmythen. So gibt es Kampagnen von Bundesländern, wie zum Beispiel die Verbundprojekt aus Thüringen "impfen60+".

Wann sollten Sie sich gegen Grippe impfen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO), eine Expertengruppe im RKI, empfiehlt Menschen über 60 Jahren, sich impfen zu lassen. Auch Schwangeren sowie Personen jeden Alters mit Grunderkrankungen, wie zum Beispiel chronischen Lungenerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Immundefekten wird dazu geraten.

 

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Menschen ab dem 60. Lebensjahr wird empfohlen, sich jedes Jahr gegen die Grippe zu impfen. (Quelle: © auremar - Fotolia)


Optimaler Zeitraum für die Grippeschutzimpfung ist der Herbst (Oktober/November). In der Regel braucht der Körper dann 10 bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist. Es kann jedoch noch sinnvoll sein, sich zu Beginn oder im Verlauf einer Grippewelle zu impfen, rät man beim RKI. Schließlich lasse sich nie absehen, wie lange die Epidemie anhält.

Auch wenn der saisonale Impfstoff für Risikopatienten aus abgetöteten Erregern besteht, der Körper kann dennoch ungewünscht auf die Injektion reagieren. Vorübergehende Rötungen und Schwellungen an der Impfstelle können nicht ausgeschlossen werden. Diese Reaktionen sollten innerhalb von einem bis zwei Tagen abklingen.

Doch offenbar stehen die Schutzimpfungen nicht hoch im Kurs. Gerade bei Risikopatienten zeigt sich die Impfmüdigkeit. Laut Befragungen aus 2015/2016 haben sich bei den über 60-Jährigen nur circa 35 Prozent gegen die Grippe impfen lassen.

Wer akut Fieber hat oder unter einem Infekt leidet, sollte von einer Schutzimpfung absehen. Die kann man nachholen, wenn die Krankheit abgeklungen ist. So kann man einer neuerlichen Infektion vorbeugen. Früher wurde Menschen mit einer Hühnereiweiß-Allergie von der Schutzimpfung abgeraten, doch die Influenza-Impfstoffe sind verbessert wurden und so verträglicher. Dennoch sollten Allergiker vorab mit ihrem Arzt darüber sprechen.

Krankenkassen zahlen für 4-fach Impfstoff

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass der Impfschutz gegen die Grippe jedes Jahr neu zusammengesetzt werden soll. In Deutschland sind seit einigen Jahren vier unterschiedliche Grippe-Virenstämme als Erreger im Umlauf. Die zwei A-Stämme (H1N1 & H3N2) und zwei B-Stämme (Victoria & Yamagata) zirkulieren in unseren Breitengraden.

 

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Informationen zur Grippe-Schutzimpfung (Quelle: GSK)

 

Gegen die kommende Grippewelle 2022/2023 gibt es trivalente Impfstoffe (wirkt gegen drei Virenstämme) und einen tetravalenten Impfstoff (wirkt gegen alle vier Virenstämme). Die tetravalenten Schutzimpfungen sind erst seit der Grippe-Saison 2013/2014 in Deutschland verfügbar und galten bislang nicht als Kassenleistung.

Auch gesetzlich Versicherte können sich nun gegen alle vier Virenstämme als Kassenleistung impfen lassen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Dreifach-Impfstoffe abgeschafft sind. Ärzte sind dazu angehalten, diese weiterhin zu verwenden. Patienten müssen daher entschieden bei ihrem Arzt nach der Vierfach-Impfung fragen.

Auf der Onlinepräsenz des RKI heißt es hierzu, „die Ständige Impfkommission hat, wie auch die Impfkommissionen anderer europäischer Länder, bislang keine bevorzugte Verwendung von quadrivalenten [Anm. d. Red.: quadrivalent=tetravalent] Impfstoffen empfohlen.

Überlegungen in diese Richtung werden derzeit von der STIKO ihrer Geschäftsordnung entsprechend mit Fachkreisen und dem Gemeinsamen Bundesausschuss diskutiert.“ In Sachsen empfahl die Impfkommission bereits 2016 die standardmäßige Vierfach-Impfung gegen Grippe.

Fazit

In Deutschland infizieren sich nach Schätzungen des RKI jährlich vier bis 16 Millionen Menschen mit dem Grippevirus. Die wird im Gegensatz zu einem grippalen Infekt (Erkältung) einzig durch den Influenza-Virus ausgelöst.

Bei schweren Krankheitsverläufen können Folgeerkrankungen wie eine Lungenentzündung lebensbedrohlich werden. Bei der Epidemie 2018/2019 starben nach Erkenntnissen des RKI 954 Menschen in Folge eines Grippeinfekts. 

Wirksamstes Mittel gegen die Grippe ist eine Schutzimpfung. Neben der bislang standardmäßigen trivalenten Schutzimpfung können gesetzlich Versicherte seit 2017 sich auch gegen vier Virenstämme impfen lassen. Bei der Grippeimpfung für Senioren beziehungweise ältere Menschen werden abgetötete Erreger (Totimpfstoff) verwendet, so besteht keine Infektionsgefahr.

Die Injektionen werden in der Regel gut vertragen. Als Nebenwirkungen sind lokal begrenzte Hautrötungen und leichte Schmerzen an der Einstichstelle bekannt.

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Profilbild von Steffen Gottschling

Steffen Gottschling ist der leitende Redakteur der Ratgeber-Redaktion. Bevor er 2016 bei basenio.de begann, war er im Rundfunk und in der Online-Redaktion einer regionalen Tageszeitung tätig. Seine Themenschwerpunkte sind die Bereiche Pflege & Recht.

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