Katamaran Segeln auf der Ostsee: Ein Erfahrungsbericht mit einem dementen Segelschüler

Ein Segelkurs erfordert Disziplin, Kraft und gutes Durchhaltevermögen. Gleichzeitig bringt die Fahrt mit einem Sportkatamaran auch sehr viel Spaß! Ob sich dieses Abenteuer auch für Senioren eignet, lesen Sie in diesem interessanten Beitrag.
Ich bin Manfred und Segellehrer auf der Insel Poel. Im Mai 2015 lud ich eine gute Freundin von mir zu einem Segelausflug ein. Wir waren bei schönstem Frühlingswetter mit dem Sportkatamaran auf der Ostsee in der Wismarbucht unterwegs.
Sie hatte viel Spaß bei unserem Ausflug und genoss es sehr, mit dem Katamaran bei Welle und Wind im Trapez über die Ostsee zu reiten. Offenbar gefiel ihr die Katamaran-Tour so sehr, dass Sie auch ihrer Familie und Bekannten davon berichtete. Kurz darauf bat Sie mich, einem Freund von ihr das Segeln beizubringen, denn es sei schon immer sein größter Wunsch gewesen. Karl ist 70 Jahre alt. Ich stellte mich natürlich der Herausforderung.
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Segeln als Senior - Geht das?
Die Fragen, die ich mir bezüglich Karls Alter stellte, blieben natürlich nicht aus. Zum Segeln braucht es Vitalität, körperliche Stärke und Durchhaltevermögen. Konnte er das aufbringen? Es war nicht abzustreiten, dass Karl etwas unbeweglich war und zusätzlich an einer ersten Form der Demenz litt und von Zeit zu Zeit bereits Dinge vergaß.
Trotz dieser Bedenken war ich jedoch positiv überrascht. Tatsächlich fragte Karl um einiges häufiger nach Dingen, die ich bereits erklärt hatte. Bestimmte Segeltechniken wurden manchmal nicht beachtet, weil diese einfach nicht mehr für ihn präsent waren. Doch genau für diese Fälle war ich ja da und unterstützte Karl tatkräftig.
Ein besonderes Erlebnis auf See
Zum Katamaran-Segelkurs gehört neben einem Segel-Lehrer auch noch ein komplettes Schulungsmaterial, damit jeder Teilnehmer, so auch Karl, erfolgreich lernen und die Prüfung in unserer Segelschule mit Leichtigkeit bestehen kann. Neben den Praxis-Stunden auf dem Wasser gehörte also auch ein Theorie-Teil dazu. Wenn es dann aufs Wasser geht, erhalten die Segelschüler dann die von uns gestellte Sicherheitsausrüstung, denn es werden natürlich alle notwendigen Manöver und Sicherheitsübungen durchgeführt. Diese habe ich auch mit Karl geübt, welche in Summe natürlich länger gedauert haben, als es bei einem normalen Segelkurs der Fall wäre. Dieser dauert in der Regel drei bis vier Tage, für Karl nahm ich mir allerdings insgesamt mit einigen Zusatzübungen circa zwei Monate Zeit.
Als es dann an die Abschlussprüfung auf See ging, hat unser gemeinsames Abenteuer den Höhepunkt erreicht. Die Ostsee verzeichnete an diesem Tag sehr böiges Wetter. Inmitten der Prüfung kenterte Karl mit mir auf dem Katamaran. Dank unserer hervorragenden Sicherheitsausrüstung (sehr dicker Neoprenanzug gegen Wärmeverlust und mit zusätzlichem Auftrieb, den passenden Neoprenschuhen dazu und natürlich einer entsprechenden Schwimmweste), die es für jeden Segelschüler in unserer Segelschule auf der Insel Poel gibt, war das alles kein Problem.
In diesem Augenblick zeigte Karl, was in so einem Seebären noch alles drin steckte. Mitsamt der Sicherheitsausrüstung schwamm Karl gegen die Wellen mit ganzer Kraft zurück zum Katamaran und unter meiner Anleitung richteten wir den Katamaran im tiefen Wasser wieder auf. Dieses kleine Abenteuer wird sowohl mir als auch Karl bestimmt noch lange im Gedächtnis bleiben.
Fazit
Dieses Erlebnis hat mir als Segellehrer gezeigt, dass man nie zu alt für dieses Abenteuer ist. Auch mit 70 Jahren hat Karl den Segelkurs ohne große Probleme gemeistert. Für kleinere Schwierigkeiten war ich stets an seiner Seite und gemeinsam haben wir mit Geduld und Spaß an diesem tollen Sport alles meistern können, sogar einen gekenterten Katamaran.
Deshalb geht natürlich mein herzlicher Dank an Karl, der mit mir den Segelkurs bis zum Schluss durchgehalten und jetzt den Basicschein vom WWS für das Katamaransegeln in seiner Tasche hat.
Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel, wünscht Dir Karl, Dein Segelkamarad Manfred.
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